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Verstehe, wie Du entscheidest.
(Rückseite Kalenderblatt Februar)


Wie Menschen Entscheidungen treffen, gehört zu den meisterforschten Fragen der kognitiven
Psychologie. Auf alle Entscheidungsprinzipien einzugehen, würde den Rahmen dieses Kalenderblattes
sprengen. Deshalb will ich mich auf das Thema „Heuristiken“ beschränken.
Sie spielen bei den meisten Entscheidungen eine zentrale Rolle. Heuristiken sind neuronale Daumenregeln, die uns helfen, in möglichst kurzer Zeit mit wenigen Informationen möglichst gute Entscheidungen zutreffen. Eine geniale Erfindung der Evolution, die einen wichtigen Beitrag zum Überleben der Spezies
Mensch geleistet hat. Erinnerst Du Dich an die Apfelentscheidung vom Januar? Nachfolgend stelle ich vier Heuristiken vor, die bei der Entscheidung eine Rolle spielen könnten.
Rekognitionsheuristik:
Die Rekognitionsheuristik beschreibt das Phänomen, dass wir dazu neigen, uns für die Option zu entscheiden, die uns vertrauter vorkommt, bzw. bei der wir das Ganze oder Teile davon wiedererkennen.
Tipp:
Die Tücken dieser Heuristik zeigt eine Studie, in deren Rahmen Amerikaner gefragt wurden, welche der beiden Städte San Diego und San Antonio größer ist. Etwa zwei Drittel der Befragten tippten auf die richtige Lösung: San Diego*. Fragt man Deutsche, liegt die Trefferquote bei 100%. Deutsche liegen mit ihrer Antwort häufiger richtig, weil sie die Rekognitionsheuristik anwenden; San Diego wird in den Medien um ein Vielfaches häufiger erwähnt als San Antonio. Menschen, denen beide Städte gleich vertraut vorkommen, wenden die Rekognitionsheuristik nicht an (vielleicht die Simulationsheuristik? – s. u.). Würde man einen Amerikaner fragen, welche der beiden Städte Koblenz und
Rüdesheim die größere ist, würde er bei Anwendung der Rekognitionsheuristik falsch liegen. Man kann davon ausgehen, dass viele Amerikaner schon mal von Rüdesheim gehört haben (die Region lebt wirtschaftlich vor allem von amerikanischen und asiatischen Touristen), aber den Namen der größeren Stadt, Koblenz, nicht kennen. Deshalb überlege Dir bei Deinen Entscheidungen gut, ob die Rekognitionsheuristik die richtige Methode ist.
Affektheuristik:
Die Apfelentscheidung könnte auch mit Hilfe der Affektheuristik getroffen werden. Bei dieser Heuristik wird die Entscheidung auf Basis einer emotionalen Bewertung getroffen. Der Entscheider wählt die Option, die sich am besten anfühlt. Man spricht auch von „emotionaler Beweisführung“ (die Entscheidung fühlt sich gut an, also muss sie richtig sein). Je sympathischer uns ein Produkt oder eine Idee ist, umso stärker haben wir den Nutzen im Fokus,
während wir die Nachteile weitgehend ausblenden. Umgekehrt, je stärker die Abneigung gegen das Produkt oder die Idee, umso höher bewerten wir die Risiken und umso geringer den Nutzen.
Tipp:
Lenke Dich von der Entscheidung mit der Überlegung ab, was Dir wirklich wichtig ist und lege sie so lange wie möglich auf Eis. Manchmal reichen schon 5 Minuten.
Simulationsheuristik:
Je besser wir uns ein Ereignis vorstellen können, für umso wahrscheinlicher halten wir es auch, dass das Ereignis eintritt. Der Denkfehler besteht darin, dass unsere Vorstellungskraft nichts mit den Eintrittswahrscheinlichkeiten von Ereignissen zu tun hat. Wenn Du die Apfelentscheidung mit der Simulationsheuristik triffst, wirst Du Pink Lady nicht kaufen, wenn Du Dir nicht vorstellen kannst, dass dieser Apfel einen kleineren CO2-Fußabdruck hat als Elstar.
Tipp:
Die Simulationsheuristik ist kein guter Entscheidungsratgeber. Nutze Dein Vorstellungsvermögen lieber für Dein Kopfkino als für das Treffen von Entscheidungen.
Verfügbarkeitsheuristik:
Wir neigen dazu, unsere Meinung aufgrund von Informationen zu bilden, die leicht verfügbar sind. Insbesondere, wenn es darum geht, ein bestehendes Vorurteil zu festigen, machen wir uns selten die Mühe tiefer nach Informationen zu graben. Die Verfügbarkeitsheuristik ist der „Handlanger“ der Selbstbestätigungsfalle (siehe Kalenderblatt August). Du wirst Dich vermutlich für den Elstar entscheiden, wenn Du kurz zuvor einen Artikel über die Klimafreundlichkeit deutscher Äpfel gelesen hast.
Tipp:
Wenn Du Dir wirklich ein fundiertes Urteil bilden willst, gib Dich nicht mit Informationen zufrieden, die Dir ins Auge springen.
*Als die Studie durchgeführt wurde, war San Diego tatsächlich die größere Stadt. Heute ist San Antonio größer als San
Diego.